Schulprobleme - Schüler/innencoaching - Lehrer/innenfortbildung

Personal Life Coach

Das Konzept „Embodied Communication“ (Storch und Tschacher 2014) und viele andere Veröffentlichungen der letzten Jahre stellen herkömmliche Kommunikationsmodelle von Sender und Empfänger in Frage. Dies führt zu einer fundamentalen Neubewertung des Lehr- und Lernprozesses allgemein und in der Schule im Besonderen. Viele Schulen haben daher Schulcoaching – Schülercoaching oder Modelle ähnlichen Namens bereits implementiert oder sind auf dem Weg dorthin. Aber schnell zeigen sich Grenzen auf: die Doppelrolle Lehrer/in und Coach zu sein, ist in der Unterrichtspraxis vor einer großen Klasse kaum überzeugend auszufüllen, nimmt doch der Coach jeweils die gesamte Persönlichkeit seines Gegenübers in den Blick, schafft sicheren und überzeugenden Rapport zwischen dem Lerner und dem Lehrenden und kann so Vorschläge zu Verhaltensänderung machen, die vom Lerner angenommen werden können oder auch nicht. So wird schnell klar, dass dies mit der traditionellen Sicht auf Schule kaum zu vereinbaren ist. Dennoch können und sollten sich Schulen für einige Formen des Schulcoachings öffnen; vor allem leichtere Fälle von Lernhemmnissen, Lernschwierigkeiten, die Vermittlung von Lernstrategien usw. können durch Schulcoaching erfolgreich bewältigt werden. 

 

Wer sich als Lehrerin oder Lehrer dazu entscheidet, sich zum Lerncoach weiterzubilden, trifft eine gute und auch für den Unterricht hilfreiche Entscheidung. Er oder sie nimmt sich zunächst einmal selbst in den Blick, überprüft eigene Haltungen und Werte im Umgang und der Kommunikation mit Schülerinnen und Schülern, verbessert den Rapport zwischen Lehrer/in und Lerner und findet so Zugänge zum Schüler, die ansonsten versperrt bleiben. Dennoch sollten Unterricht und Coaching zwei verschiedene Veranstaltungen sein. Auch wenn alle Schüler von Coaching-Techniken profitieren würden, so sollten dennoch in einem ersten Schritt die Schüler in den Blick genommen werden, die Probleme und Schwierigkeiten haben, ihren Lernprozess zu organisisieren. Das kann intern durch Lehrerinnen und Lehrer geschehen oder extern durch einen Lerncoach, den die Schule engagiert und der sich im Einzeltraining oder in Kleingruppen Schülerinnen und Schülern widmet, ihre Lernschwierigkeiten und Lernblockaden bestenfalls behebt und auf längere Sicht selbstständiger und zuversichtlicher macht.

Schulcoaching – Schülercoaching – Lehrerfortbildung

Der ZDF-Film "Das Unwort" (10.11.2020)

Der ZDF-Film „Das Unwort“ zeigt, dass es trotz jahrelanger Bemühungen kaum möglich ist, rassistische Bemerkungen, Mobbing, Unterdrückung und Gewalt aus unseren Schulen zu verbannen. Selbst 70 Jahre nach Kriegsende – so der Film – ist „Jude“ wieder ein Schimpfwort, diesmal vor allem von Jugendlichen mit islamistischem Hintergrund geprägt. Lehrerinnen und Lehrer – auch das zeigt der Film sehr schön – wollen ihren Schülerinnen und Schülern „vermitteln“, dass Rassismus schlecht ist. Die Schüler sollen „lernen“, dass der Mitschüler – gleich welcher Religion oder Ethnie er angehört – nicht besser oder schlechter ist als jeder andere. Wer systemisch denkt, weiß, dass das nicht funktionieren kann, denn der Schüler allein bestimmt, welche Haltungen und Werte er übernimmt und welche nicht. Unsere Herangehensweise  ist daher eine andere: Die Achtung vor dem Mitmenschen ist nicht vermittelbar, sie ist nur erfahrbar und „erlernbar“ unter Einbeziehung der gesamten körperlichen und seelischen Gefühlswelt. Dabei muss es nicht zwangsläufig erst zu den im Film gezeigten „Erschütterungen“ wie der eingeschlagenen Nase kommen. Wie es anders geht, zeigt der Schulcoach, in dem er Werte und Haltungen zum Thema und Gegenstand macht und zur Selbstreflexion anleitet.

Fünf Schritte zur Implementation effektiven Schulcoachings

Interessiert sich eine Schule, ein Elternverein oder eine Lehrervertretung für die Einführung von Schulcoaching an der Schule, so können die folgenden fünf Schritte hilfreich eingesetzt werden.

Information in der Schulkonferenz

Laden Sie uns in Ihre Schulkonferenz ein. Wir stellen vor, was Schulcoaching ist, was es leisten kann und wo Grenzen sind. Eine umfassende Information ist aus unserer Sicht unverzichtbar, denn Coaching ist eben kein Unterricht und auch kein Nachhilfeunterricht. Eltern, Schüler und Lehrer müssen wissen, dass Coaching-Techniken auch nicht unbedingt Lerntechniken sind, obwohl es hier Überschneidungen gibt. Coaching verändert u.U. die Sicht auf Schule und geht daher viel tiefer als eine Lerntechnik. Coaching nimmt den Schüler als Individuum in den Blick, beschäftigt sich mit seinen persönlichen Lernblockaden und sucht diese aufzulösen.

Idealerweise stimmt die Schulkonferenz dem Coachingprojekt und den damit entstehenden Kosten und Verpflichtungen zu und setzt den Rahmen, wem das Coaching zunächst zugute kommen soll.

Festsetzung von Kriterien, welche Schülerinnen und Schüler am Coaching teilnehmen sollen

In einem nächsten Schritt muss die Lehrerkonferenz Kriterien festlegen, nach denen Schülerinnen und Schüler ausgewählt werden, um am Coaching teilzunehmen. Die Lehrerkonferenz kann sich in dieser Phase vom Lerncoach beraten lassen. Hohes Gut ist hier die Freiwilligkeit. Eltern und Schülern wird das Coaching vorgeschlagen und vorgestellt; grundsätzlich muss die Entscheidung vom Schüler oder von der Schülerin selbst nach Beratung ausgehen, es mit einem Coaching zu versuchen.

Ort, Zeit und Dauer des Coaching festlegen

Das Lern- oder Schülercoaching erfordert einen besonderen Raum. Dieser kann in der Schule liegen, muss aber nicht. Der Raum muss atmosphärisch, architektonisch oder künstlerisch so gestaltet sein, dass er sich klar von einem Klassenraum unterscheidet. Er bietet Platz für eine kleine Gruppe mit bis zu fünf Schülerinnen und Schülern und Ablagemöglichkeiten für Material sowie eine Pinwand, Medienwand o.ä. Er bietet auch Raum genug für Aufstellungen.

Alle sollen sich in diesem besonderen Raum wohlfühlen, sich öffnen können und ihren Gefühlen, Ängsten und Besorgnissen, Wünschen und Phantasien Raum geben können.

Wir empfehlen Coaching-Einheiten von 60-75 Minuten, maximal einmal wöchentlich oder 14-tägig.

Durchführung des Schülercoaching

Nach Klärung aller organisatorischen Details kann das Coaching beginnen. Es umfasst in der Regel nicht mehr als 5-7 Sitzungen pro Schülerin oder Schüler. Eltern, Lehrerinnen und Lehrer werden nur dann über Inhalte informiert, wenn der Schüler oder die Schülerin dies ausdrücklich wollen. Erfolgreiches Coaching setzt absolutes Vertrauen voraus. Dies gilt vor allem, wenn in Gruppen gearbeitet wird.

Feedback

Nach ca. einem halben Jahr sollte der Lehrerkonferenz Bericht erstattet werden über die Anzahl der durchgeführten Coachings, über allgemeine Erfolge und Probleme etc. Persönliches zu einzelnen Schülerinnen oder Schülern wird hier nicht berichtet. Vor allem bei den Klassen- und Zeugniskonferenzen sollte thematisiert werden, wer am Coaching teilgenommen hat. Verhaltensänderungen fallen ggf. erst dann auf, wenn Lehrkräfte genau hinsehen und dem Schüler oder der Schülerin bei der Verhaltensänderung helfend unter die Arme greifen. So sollte einem Schüler, der nach längerer Verweigerung plötzlich Hausaufgaben vorlegt, nicht mit dem Worten begegnet werden „Na endlich, habe ich ja lange drauf gewartet“, weil dies auf seine Verweigerungshaltung referiert. Besser ist es, eine positive Emotion zum Ausdruck zu bringen, um damit auch die Bindung zwischen Lehrer und Schüler zu stärken: „Ich freue mich wirklich, dass Du so toll gearbeitet hast, weiter so!“

Meine Empfehlung

Lassen Sie sich in der Schulkonferenz die Vorteile eines effektiven Schülercoachings vorstellen. Entscheiden Sie dann, ob Sie den Schulcoach einladen wollen, der dann eine von Ihnen bestimmte Auswahl coacht oder Sie Ihre Lehrerinnen und Lehrer fortbilden wollen.

Andreas Grüderich, 13 Jahre Schulleiter in Schulen im In- und Ausland, verantwortet den Bereich Schule

Nach dem Studium (Kunst, Musik, Deutsch) gründete Andreas Grüderich zunächst eine Musikschule und führte diese erfolgreich über viele Jahre hinweg. Als Lehrer führte ihn sein Weg zunächst in die Vereinigten Staaten, 2008 wurde er Schulleiter eines bilingualen Gymnasiums, ging dann als Schulleiter nach Buenos Aires und leitete zuletzt ein großes Gymnasium in Köln.

Intensive Beschäftigung mit Schulcoaching und NLP schon in Buenos Aires, zurück in Deutschland folgte eine Ausbildung zum Systemischen Coach und Mastercoach.

Seit 2016 Lehrbeauftragter und Inhouse-Coach am Mercator-Institut der Universität zu Köln.

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